Wie verhalten sich die Aussies?

Die Urkunden vom CASD-Verhaltenstest für die Jungs sind angekommen und so wie ich sie lese und interpretiere, haben wir ihn tatsächlich bestanden. Hach… wer hätte das gedacht.

Jetzt fehlt also nur noch die versprochene Auswertung des Tests, die mich ehrlich gesagt auch viiiel mehr interessiert als die Urkunden. 🙂

P.S. Die Hip-Hop-Buttons auf der neuen Seite funktionieren, jetzt muss ich nur noch alle Unterseiten einpflegen (…das sind echt viele…) und erfolgreich umziehen. Wenn es so fix weiter geht, könntet ihr zu Weihnachten mit dem neuen Layout rechnen. 😉

„Ich leb in meiner eigenen Welt – das ist ok, man kennt mich dort“

Heute war es so weit – wir waren beim Verhaltenstest des CASD. Noch ist er freiwillig und kostenlos, es wird aber diskutiert, ob er als Voraussetzung für die Zuchtzzulassung eingesetzt wird. Eine SEHR gute Idee, wie ich immer fand und auch jetzt, nachdem ich selbst zwei Mal mit jeweils einem Aussietier und vielen Personen durch einen sehr verregneten Wald gelaufen bin und jeweils 23 Einzelübungen mitgemacht habe. Alle hier aufzulisten, ginge ein wenig zu weit, aber einen kleinen Einblick darein, wie ein Aussie-Verhaltenstest aussehen kann, möchte ich euch dennoch geben.

Die Übung: Die Aufgabe war es, dass ich zunächst meinen Hund anfasse (seine Ohren und Zähne kontrolliere, sowie seine Pfoten betrachte) und anschließend eine Minute mit ihm zu spielen (allerdings ohne Hilfsmittel)…

Pitú Juno
Ja gut, der erste Teil war nicht so das Problem, immerhin macht Pitú seit fast vier Jahren Obedience und (viel schlimmer) wohnt bei mir, die davon überzeugt ist, dass mein Hund sich von mir immer und überall betasten und anfassen lassen muss. Viel schlimmer war eigentlich der Part mit dem Spielen – OHNE Spielzeug, wo mir direkt auffiel, dass ich sowas nie mache… So gab es ein lustiges um-mich-herum-Gerenne mit viel Gekläffe (so isser halt). Hier war alles gleich, Juno lässt sich ebenso gut betasten, kennt das Spielen mit mir (ohne Zerrseil oder alte Socke) aber auch nicht, was also auch hier in wildem Gekläffe endete. Tja – Aussies, ne? 😉

Die Situation: Eine Person mit Blindenstock kreuzte unseren Weg…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno auch nicht.

Die Situation: Eine Person hockt in der Mitte des Weges uns spricht den Hund freundlich an. Wir sind dabei noch ausreichend weit weg, dass der Hund selbst entscheiden kann, ob er hinwill oder nicht…

Pitú Juno
Pitú sieht seine Chance – ein Mensch, der sich um ihn kümmert. So schnell wie er zu der Person will, komme ich gar nicht mit der Schleppleine hinterher. Juno reagiert ähnlich, nur dass er seine Begeisterung noch durch Fiepen und Quietschen der Umwelt mitteilen muss.

Die Situation: Eine Person mit Rassel hockt am Wegesrand, rasselt hinter ihrem Rücken und verhält sich ansonsten neutral…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno hörte die Rassel (klar, so abgelenkt, wie er durch seine Umgebung beim Hundesport sonst immer ist, hätte mich das auch gewundert, wenn nicht), rennt zur Person und sucht das Geräusch. Als die Übung vorbei ist, rennt er noch mal hin, findet die Rassel und freut sich.

Die Situation: Eine Person kommt vor uns aus dem Gebüsch und joggt weg…

Pitú Juno
Pitú sieht die Person (yeah, er registriert seine Umwelt), zeigt sich aber nicht sonderlich interessiert. Juno sieht die Person, kann jedoch nicht hinterher (–> Schleppleine), zeigt sich dabei interessiert, aber nicht aggressiv oder verunsichert.

Die Situation: Wir gehen an einem kleinen Holzschaukelpferdchen am Wegesrand vorbei…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno findet das Pferdchen großartig, rennt hin, schnuppert überall, stößt es an, schnuppert weiter und ist völlig begeistert.

(Jaja, das Weihnachtsgeschenk für den Mööp steht jetzt auch fest)

Die Situation: Eine kleine Menschengruppe steht in unserem Weg, ich gehe mit Hund zu den Menschen und wir plaudern eine Minute lang…

Pitú Juno
Pitú schnuppert an den Menschen, langweilt sich aber, als diese ihn nicht beachten. Juno freut sich wahnsinnig über die Menschen und lässt sich davon auch nicht abbringen, auch wenn er die gesamte Minute kein bisschen beachtet wurde.

Die Situation: Ein Regenschirm wird aufgespannt, als wir an einer Person vorbeigehen…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno war grade am ganz anderen Wegesrand beschäftigt nach Holzpferden(?) zu suchen, so dass auch er nichts von dieser Übung mitbekommen hat. Ich wollte die Übung sogar noch mal machen, da es ja schade für die zwei Veterinärmedizinstudentinnen wär, wenn sie keine vernünftigen Daten erhalten, nur weil meine Hunde so seltsam sind, aber die winkten nur weiter zu nächsten Übung. 🙂

Die Situation: Eine nach Alkohol riechende Person torkelt singend an uns vorbei…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno will mitfeiern und stolziert der Person direkt hinterher, bis ihn die Schleppleine in seinem Bewegungsradius einschränkt.

Die Situation: Als wir den Weg weiter entlang gehen, wird ein Kettenhalsband über ein Wellblech gezogen und somit „Krach“ erzeugt…

Pitú Juno
Pitú hat nicht bemerkt, dass hier etwas anders war als sonst. Juno ist wieder mal über jede Ablenkung dankbar und springt der Kette hinterher ins Gebüsch. Dass er sie weder apportiert, noch gefressen hat, machte mich in diesem Moment sehr stolz.

Mir wurden die Übungen bevor sie stattfanden, erst einmal detailliert erklärt, trotzdem konnte ich mir unter der jetzt kommenden „Bedrohungssituation“ nicht viel vorstellen und auch tatsächlich meine Hunde nicht 100%ig im Vorfeld einschätzen.
Die Situation: Eine sich sehr steif und langsam (=unnatürlich) bewegende Person kam mit ausgestreckten Armen und einer insgesamt tatsächlich bedrohenden Körperhaltung auf den Hund zugestalzt. Dabei fixierte sie ihn durchgehend, blieb aber in etwa vier Meter Entfernung stehen und entspannte sich dann nach kurzer Zeit, um den Hund dann zu sich zu locken und mit Leckerchen zu belohnen.

Pitú Juno
Pitú stand neben mir, als die Übung begann und er die bedrohende Person bemerkte. Er wedelte nicht und er bewegte sich nicht, er betrachtete die Person nur durchgehend, ohne jedoch einen einzigen Schritt zu machen oder zu knurren bzw. zu bellen. Wie ich nachher erfahren habe, haben nur sehr wenige andere Hunde so reagiert. Als die Person ihn dann freundlich ansprach, wedelte er jedoch gleich hin und ließ sich mit Leckerchen bestechen.
Von „oben“ (ich stand ja direkt neben Pitú) konnte ich sein Verhalten natürlich nicht so gut beobachten, aber mir wurde nachher gesagt, dass er die Person fixiert hätte und auch die Spannung im gesamten Hundekörper zunahm. Sehr interessant, ich hätte vorher nicht mit Gewissheit sagen können, wie er da reagiert.
Juno hat natürlich erst einmal nicht mitbekommen, dass sich uns eine Person nähert, weil er gerade die am Rand abgelegten Spielsachen inspizieren wollte, ihn die Schleppleine daran jedoch hinderte. Als er die Person sah, orientierte er sich kurz an mir (gut erzogen, muss ich sagen, nur „leider“ war ich in dieser Situation vollkommen neutral und hielt lediglich das andere Ende der Leine), um dann bellend (inkl. beschwichtigendem Wedeln) nach vorne zu stürmen. Da die Person sich davon jedoch gar nicht beeindrucken ließ, sondern immer näher kam, bellte er noch ein paar Mal (da konnte aber auch ich sehr deutliche Unsicherheit ablesen) und ging dann langsam zurück (bellend natürlich). Mit den danach angebotenen Leckerchen ließ er sich dann aber auch sehr schnell bestechen.

In ein, zwei Monaten bekomme ich dann auch eine schriftliche Auswertung des Testes zugeschickt und eine Aussage darüber, ob wir den Test nun bestanden haben oder nicht. 🙂

Mein Fazit: Meine Hundis sind toll, jeder auf seine Weise. In Pitú habe ich mir einen kleinen Autisten geangelt (siehe Überschrift), den nicht nur nichts aus der Ruhe bringt, sondern der einfach auch nichts von seiner Umwelt mitkriegt. Als Mensch würde er bestimmt irgendwelche komplizierten Zahlencodes knacken und ansonsten keinen Kontakt zur Außenwelt haben. (Hoffentlich lässt der CASD ihn nicht wegen seines Verhaltens durch den Test durchfallen… höhöhö)
Und Juno ist mit seinem teilweise unsicheren Verhalten schon eher „typisch Aussie“, zusätzlich aber durch sein aufdringlich-freundliches Wesen auch wieder „untypisch Aussie“. Na, überrascht hat es mich zumindest nicht und egal wie unterschiedlich sie sind: Missen möchte ich keinen von beiden. 🙂